Sonntag, 17. Oktober 2010

Künast: Offener Koalitionswahlkampf in Berlin

CDU bleibt denkbarer Partner - Hohe Umfragewerte für Grüne sind auch Anlass zur Sorge vor   Versprechungen

Leipzig - Die als denkbare Spitzenkandidatin für die Wahl 
zum Berliner Abgeordnetenhaus gehandelte Grünen-Fraktionschefin im 
Bundestag, Renate Künast, hat für ihre Partei klar gestellt, dass die
Grünen "in Berlin keinen Wahlkampf machen werden, der dazu führt, 
dass die CDU als denkbarer Partner von vornherein ausfällt". In einem
Gespräch mit der "Leipziger Volkszeitung" (Montag-Ausgabe) sagte 
Künast zugleich: "Es ist ein berechtigtes Anliegen der SPD, größer zu
sein als die Grünen. Das wollen wir umgekehrt ja auch." Die 
derzeitigen hohen Zustimmungswerte für die Grünen sind für Frau 
Künast "auch eine Verpflichtung für die Grünen, keine Versprechen zu 
machen, die nicht gehen". Auch die Grünen werden beispielsweise in 
Regierungsverantwortung mit der geltenden Schuldenbremse umgehen 
müssen. "Deshalb müssen wir reinen Wein einschenken, was geht und was
geht nicht ", sagte die Fraktionschefin. Folglich sei der 
"Erwartungsvorschuss" der Bürger "auch mit Sorge zu betrachten". Bei 
Koalitionen komme es für die Grünen immer auf die Inhalte an. So sei 
es für Berlin klar: "Mit der SPD kann man sich das am ehesten 
vorstellen", aber nur mit einem "offenen Wahlkampf" bleibe man 
"verhandlungsfähig", betonte Künast. Grundsätzlich gebe es mit der 
SPD natürlich "die größeren Schnittmengen" als mit der Union, "aber 
es gibt keinen Blankoscheck für die SPD". Die Grünen hätten gelernt 
aus früheren Verhandlungen nach Wahlen. "Oft, wenn die SPD in der 
Vergangenheit bei Koalitionsverhandlungen den Grünen gesagt hat, der 
kleine Partner dürfe nicht zu viel wollen, und die SPD die 
Führungsrolle wie eine Monstranz vor sich her getragen hat, endete 
das für die SPD in einer großen Koalition. Deshalb ist es gut, wenn 
Augenhöhe hergestellt ist, jetzt auch schon in den Umfragen", 
unterstrich die Grünen-Politikerin.

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