Samstag, 16. Oktober 2010

Sturmflut an der Nordseeküste: Phoenix Hagen gewinnt 107:77 bei den Eisbären

"Kneif mich mal..." Es war einer der größten Tage in der noch jungen Geschichte von Phoenix Hagen. Die Mannschaft von Ingo Freyer gewann ihr Beko BBL-Spiel beim Vorjahresdritten Eisbären Bremerhaven mit 107:77 (57:42) und brannte an der Nordseeküste ein wahres Feuerwerk ab.
Es war der Abend eines echten Teams, in dem ein Spieler unfassbare
Highlights servierte: Guard David Bell kam von der Bank, spielt gerade
einmal 23 Minuten, erzielte 29 Punkte und versenkte neun seiner zehn
Dreier. Und das waren beileibe nicht die unwichtigsten Punkte.

Doch zurück zum Anfang: Hagen kam gut aufs Parkett und führte schnell mit
11:4 (5.) Bremerhaven schlug zurück, Craig Callahan brachte seinem Team die
erste Führung (16:14, 8.). Bis zum Ende des ersten Viertel blieb's eng.
Matt Terwilliger erzielte die letzten Zähler zum 22:21 für Hagen kurz vor
der Viertelpause.

Die David-Bell-Show hatte indes längst begonnen. Der Amerikaner versenkte
vier Dreier in drei Minuten. Phoenix setzte sich kurz danach durch einen
Dunking von Mark Dorris auf 40:32 ab (15.). Die Feuervögel fanden mehr und
mehr Gefallen an dem schnellen und offensiven Spiel. Bells Teamkollegen
hatten gut zugeschaut: Jetzt trafen auch Zygimantas Jonusas und Jacob
Burtschi aus der Distanz. Hagen führte zur Pause mit 57:42. 12 von 18
Dreierversuchen fanden ihr Ziel - eine echte Feiertagsquote.

Auch der Anfang des dritten Abschnitts gehörte den Feuervögeln. Als Quentin
Pryor zum 71:48 für Hagen traf, nahm der genervte Bremerhavener Coach Doug
Spradley eine Auszeit. Die Eisbären spielten nun "alles oder nichts" und
drückten aufs Tempo. Das verfehlte seine Wirkung nicht: Philipp Schwethelm
verkürzte aus der Distanz auf 64:75. Bevor das große Nachdenken begann,
holte David Bell wieder seine Distanzwaffe heraus: Zehn Sekunden vor
Viertelende sorgte er für das 78:64! Beeindruckend: Phoenix verwandelte bis
hierhin alle 15 Freiwürfe!

Den Schlussabschnitt eröffnete Mark Dorris mit einem Dunking zum 80:64 nach
einem Steal. Phoenix spielte jetzt phasenweise wie im Rausch. Eddie Seward
scorte, reboundete und blockte Schüsse. Hagen baute den Vorsprung bis auf
94:68 aus (35.). Jacob Burtschi machte das Ergebnis - wie auch sonst - mit
einem Dreier dreistellig (100:70, 37.). Den Schlusspunkt zum 107:77 setzte
Dominik Spohr - natürlich auch von der Dreierlinie. 17 von 28 Versuchen
fanden letztlich ihr Ziel.

"Das war ein Spiel, in dem alles gepasst hat. Die Wurfquoten waren
überragend. Meine Mannschaft war hoch motiviert und im positivsten Sinne
aufgedreht", freut sich Ingo Freyer. Dabei stand der Team-Gedanke trotz des
Galaauftritts von David Bell im Vordergrund: "Trotz der vielen Wechsel
nimmt jeder seine Rolle an. Das Team setzt derzeit sehr gut um, was wir
besprechen. Das ist ein Unterschied zum Vorjahr."

Dass die Bremerhavener im dritten Viertel kurz aufkamen, wirft Freyer
seinem Team nicht vor: "Das kann passieren. Es ist ist ganz normal, dass
man auf dem Niveau nicht über 40 Minuten immer mit höchster Konzentration
spielen kann." Gestört haben da eher andere Dinge: "Wir hatten zu viele
Ballverluste und hatten phasenweise das Glück, dass Bremerhaven uns den
Ball postwendend zurück gegeben hat."

Trotz des Glücksgefühls nach dem Sieg will der Hagener Trainer den Erfolg
nicht überbewerten: "Wir haben jetzt drei Siege von elf oder zwölf, die wir
zum Klassenerhalt brauchen. Nur das interessiert mich derzeit. Wir werden
sehen wie die Mannschaft reagiert, wenn sie mal zwei oder drei Spiele
hintereinander verliert."

Eisbären Bremerhaven:  Torrell (22/3), Callahan (16), Drevo (12),
Schwethelm (10/2), Canty (7/1), Chaney (6), Copeland (3/1), Denison (1),
Shtein, Büchert, Pluskota.

Phoenix Hagen: Bell (29/9, 5 Ass.), Jonusas (18/4), Dorris (18, 6 Ass.),
Burtschi (16/2), Pryor (7/1), Kruel (7), Seward (7), Spohr (3/1),
Terwilliger (2), Schwarz, Wilkins.

Stationen: 7:11 (5.), 21:22 (10.), 34:40 (15.), 42:57 (20.), 46:67 (25.),
64:78 (30.), 68:94 (25.), 77:107 (40.). 

Zuschauer: 3.270

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