Montag, 25. Oktober 2010

FDP-Europaabgeordneter Lambsdorff: Entzug des Stimmrechts für Defizitsünder ist ein "Luftschloss"

Berlin - Der FDP-Europaabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff hat die Kritik der Liberalen an dem Kompromiss zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy über eine Verschärfung des Stabilitätspaktes bekräftigt.
Der von Merkel geforderte Entzug des Stimmrechts für Defizitsünder sei ein "Luftschloss", sagte der 
stellvertretende Vorsitzende der Liberalen im EU-Parlament dem 
Berliner "Tagesspiegel" (Dienstagausgabe). Bei der Einigung zwischen 
Merkel und Sarkozy sei in Deauville eine echte Verschärfung des 
Stabilitätspaktes, die in einem normalen Gesetzgebungsverfahren 
erreichbar sei, für ein "Wolkenkuckucksheim" aufgegeben worden, 
kritisierte Lambsdorff. Im Gegensatz zu einem Entzug des Stimmrechts 
sei allerdings die Forderung der Kanzlerin sinnvoll, wonach 
Gläubiger, die auf Staatspleiten wetten, zur Kasse gebeten werden 
sollen. Mit Blick auf die anhaltende Debatte unter den 27 EU-Staaten 
über die Vereinbarung zwischen der Kanzlerin und dem französischen 
Staatschef fügte Lambsdorff aber hinzu: "Merkel hat noch sehr viel zu
tun, wenn sie den Kompromiss von Deauville retten will."

   Auch der Vorsitzende der Sozialdemokraten im Europaparlament, 
Martin Schulz (SPD), sagte der Zeitung, es sei "unrealistisch, von 
einer reibungslosen Änderung der EU-Verträge auszugehen". Sarkozy 
hatte Merkel in Deauville zugesichert, die Kanzlerin bei einer 
weiteren Verschärfung des Stabilitätspaktes zu unterstützen, wobei 
allerdings die EU-Verträge geändert werden müssten. Schulz wandte 
ein, dass eine Änderung der europäischen Verträge in mehreren 
EU-Staaten, darunter Großbritannien, Referenden mit einem ungewissen 
Ausgang nach sich ziehen würde.

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