Montag, 4. Oktober 2010

Mitarbeiter des Duisburger Zoos haben nur Spott und Hohn für Tierschützer übrig

Die Delfin- und Walschutzorganisationen "WDSF" und "ProWal" demonstrierten am Sonntag betont friedlich vor dem Duisburger Zoo.
Eine Reportage von Anja Berg / Radio58.




Seit Jahren klären die beiden Organisationen in einem beispielhaften Miteinander über die natürlichen Lebensräume der Wale und Delfine sowie die daraus resultierende Nicht-artgerechte-Haltung in Delfinarien auf.
Bereits im vergangenen Jahr berichtete Radio58 von der Demonstration vor dem Duisburger Zoo.
In diesem Jahr erhöhte sich die Zahl der Teilnehmer jedoch um ein Vielfaches. Dies wiederum nahmen Zoomitarbeiter zum Anlass ihren Unmut zum Ausdruck zu bringen.
Schon beim Aufbau der Informationstische verschafften sich die Mitarbeiter des Zoos einen Überblick über ihre "Widersacher". Zynische Bemerkungen wie: "Wir machen hier eine zweite Loveparade und veranstalten das nächste Massenschlachten!" fielen ununterbrochen. Auch auf ein Foto einer Walfangaktion reagierte der Mitarbeiter ausgesprochen unsensibel: "Schau mal, hier siehst du unser Delfinarium".
Kopfschütteln und nur wenige Worte fanden die Tierschützer für dieses Verhalten. Auf verschiedenste Anfragen wurde, wie bereits in der Vergangenheit, in keinster Weise reagiert. Seit zwei Jahren versuchen Jürgen Ortmüller(WDSF) und Andreas Morlok (ProWal) die Todeszahlen und Zuchtbücher des Duisburger Zoos einzusehen.
Zoodirektor Achim Winkler reagiert auf keinerlei Anfragen.
Die Stadt Duisburg behauptet, dass ihr keine Todeszahlen und Prüfunterlagen für das Delfinarium vorliegen würde.
Die eingeschaltete Landesdatenschutzbeauftragte ist ebenfalls erfolglos in ihrem Bemühen, das Umweltamt Duisburg zum Aushändigen der Informationsdaten zu bewegen.
Selbst Ex-Umweltministerin Bärbel Höhn erhielt keine Auskunft. Sie fordert ebenfalls "Wir müssen die Delfinarien schließen." Der NRW-Umweltminister Johannes Remmel möchte "die Dressur beenden, eine stärkere Überwachung einführen, Haltungsformen verschärfen und neuen wissenschaftlichen Kenntnissen anpassen." Weiterhin soll geprüft werden, "inwieweit die Haltung von Delfinen in Zoos beendet werden kann."
Beenden möchte Oberbürgermeister Adolf Sauerland die Nicht-artgerechte-Haltung im Delfinarium aber keinesfalls. Er teilte dem WDSF bereits im Sommer 2009 mit, dass er an dem Delfinarium weiterhin festhalten werde.
So wie manch ein Politiker an seinem Stuhl klebt, so klebt der Duisburger Zoo an seinen Delfinen. Wen wundert es, entpuppen sich die Meeressäuger doch als wahre Goldesel.
Während man auf der Startseite des Internet-Auftrittes des Zoos noch das weltweite Massentöten von Delfinen verurteilen möchte, liest man wenig später wie deutlich sich der Zoo von "kommerziellen Delfinshows aufs Schärfste" distanzieren möchte. Klickt man sich dann ein wenig durch die angebotenen Veranstaltungen, wirbt der Zoo für einen Kindergeburtstag: "
Ein ganz besonderes Zooerlebnis bieten wir unseren kleinen Gästen ab 6 Jahre! Delphinvorführung mit einer abenteuerlichen Bootsfahrt für das Geburtstagskind"
Auszeichnen möchten sich die Duisburger Zoomitarbeiter mit wertvoller Aufklärungsarbeit gegenüber der Bevölkerung. Diese kommt bei den mindestens dreimal täglichen Delfin-Vorführungen in der Sommersaison leider viel zu kurz. Aber auch hier ist das RWE-Delfinarium ohne kommerzielle Hintergedanken für 50 Euro pro Person bereit einem Erwachsenen einen Abend bei Delfinen mit Führung und Vortrag zu verkaufen.
Auch die Besucherzahlen in Verbindung mit den zusätzlichen Eintrittsgeldern für das Delfinarium verdeutlichen, die nicht kommerziellen Delfinshows. Ca. 1,5 Millionen Euro spülen die intelligenten Meeressäuger jährlich in die Kasse.
Bemerkenswert hierbei ist, dass bereits 2004 ca. 50 % der Zoobesucher das Delfinarium lieber von außen als von innen betrachten wollten.
Von außen betrachtete auch ein Zoomitarbeiter in einem Delfinkostüm das rege Treiben der Demonstranten. Während der Wartezeiten an der Kasse, hielt er mit Smalltalk und Händeschütteln die Kinder bei Laune. Ein 4-jähriger Junge aus der Gruppe der Demonstranten versuchte ebenfalls den Delfin anzusprechen. Dieser ignorierte den Jungen. Als die Mutter ihr Kind wegholen wollte, entgegnete ihr der sprechende Delfin, sie würde ihr Kind manipulieren, weil sie es nicht zulassen würde, dass der Junge das Delfinarium besuchen dürfte, so die Mutter im späteren Radio58-Interview.
Der 4-Jährige rückte ein weiteres Mal in den Blickpunkt der Zoomitarbeiter. Der Mitarbeiter entdeckte einen Aufkleber der Tierschutzorganisation an einer Telefonzelle. Daraufhin verlangte er von der Mutter sämtliche Daten des kleinen Delfinliebhabers. Diese entfernte daraufhin den Aufkleber und versicherte uns gegenüber, dass ihr Sohn diesen Aufkleber nicht angebracht hätte. Wenig Verständnis hatte sie für die, ihrer Meinung nach, total überzogene Reaktion eines Erwachsenen auf das Verhalten eines Kindes.
Ebenso wenig Verständnis für die Nervosität einzelner Passanten zeigte auch der Biologe Norbert Kochan, der seit Jahren das WDSF und ProWal tatkräftig unterstützt. Der Meeresbiologe erklärte nach der Demonstration, dass ein Mann eines seiner Plakate weggetreten hat. Augenscheinlich handelte es sich hierbei für ihn um einen in zivil gekleideten Mitarbeiter des Zoos, da der Mann kurz darauf im Zoogelände verschwand.
Immer und immer wieder versuchen die Demonstranten mit Passanten und Zoomitarbeitern ins Gespräch zu kommen. Aufklären statt wegschauen ist ihr Ziel.
Der 7-jährige Adam Jason Grimm, der Schirmherr des Projektes IMPACABA (Internationales marines Schutzgebiet für Meeressäugetiere und Biodiversität Atlantik), versuchte ebenfalls ins Gespräch mit dem sprechenden Delfin zu kommen. Er konnte und wollte nicht akzeptieren, dass dieser frei herumlaufen darf, wo dessen "Artgenossen" im kleinen Betonbecken eingesperrt sind. Bei jedem Versuch sich dem Plüschdelfin zu nähern, ergriff dieser die Flucht hinter die rettenden Zäune des Zoos.
Auch Zoobesucher, welche mit den Tierschützern sympathisierten mussten sich in Acht nehmen. Ihnen wurde beim Einlass des Zoos unaufgeblasene und aufgeblasene Luftballons abgenommen und zerstört, berichtete uns ein wütender Vater. "Zum Schutz der Tiere" hätte man ihm die Luftballons abnehmen müssen. Verstehen konnte er dies jedoch nicht. Wurden doch im Gegenzug Luftballons des Zoos verteilt und sind im Souvenirshop ebenfalls erhältlich. Er ließ sich jedoch nicht abschrecken und bat die Tierschützer erneut um Luftballons.
Die Demo-Organisatoren: "Wenn die Zoo-Leitung den Kindern unsere Luftballons abnimmt und von den Vätern selbst aufgeblasene Ballons am Eingang mit einer Schere zerstört, ist das ein Zeichen von großer Nervosität bei der Zoo-Leitung. Wir hatten extra zum Schutz der Zoo-Tiere keine Heliumballons verwendet."
Für ein gemeinschaftliches Foto von Andreas Morlok und Jürgen Ortmüller auf Bitte der Presse nutzten diese für wenige Augenblicke den großen Vorplatz des Haupteingangs zum Zoo. Ein Zoomitarbeiter versperrte daraufhin den Pressevertretern die Sicht, in dem er sich zwischen die Tierschützer und die Fotografen stellte. 


Für die Walschützer, die im Übrigen Unterstützung von Richard O´Barry (Ex-Flipper-Trainer und Oscargewinner für den Film "Die Bucht") erhalten, war der Tag ein voller Erfolg.
Andreas Morlok erklärt abschließend: "Wir kämpfen nicht für uns, sondern für die nachfolgenden Generationen."
Das Verhalten des Zoos Duisburg bleibt für viele jedoch unverständlich.
Zu einem Pressestatement vor Ort seitens des Zoos war man nicht bereit.

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