Sonntag, 10. Oktober 2010

„ZÄUNE“ - Junge Altenhagener helfen sie beiseite zu schieben

Sie erleben täglich die vielen unsichtbaren aber trotzdem spürbaren Zäune zwischen Gesellschaft, sozialem Stand, Kultur und Religion.












Sie leben in Altenhagen. Einem Stadtteil der Volmestadt, der immer wieder als „sozialer Brennpunkt“ bezeichnet wird. Und hier gehen sie auch zur Schule, in die Hauptschule Altenhagen. „Mit Hauptschule hast du später eh keine Chance“, sagt mir ein Schüler. Da sei es gut, dass man dort auch die „10 b“ machen könne, also die Mittlere Reife. Keine Chance für einen Beruf mit einem Hauptschulabschluss? Ich will ihm etwas Mut machen. Aber er wehrt gleich verbal ab: „Nein, nein, da da brauchen wir gar nicht drüber zu reden.“ Erfahrung? Anerzogen? Vorurteil? Ich hinterfrage erst gar nicht, woher diese Perspektivlosigkeit dieses jungen, in Deutschland geborenen Türken stammt. Aber die Angst, später auf der Straße zu sitzen spornt ihn auch an die „10 b“ zu schaffen, zu lernen, etwas zu tun. Und so wirken sie irgendwie alle an diesem Tag, die Altenhagener Hauptschüler, die ihre Freizeit dafür opfern um an einem wichtigen und einzigartigen Theaterprojekt mitzuwirken; „Zäune“. Sie wirken wissbegierig, keineswegs nachlässig oder resignierend, voller Power, kontaktfreudig und sind gut drauf. Drei Schulklassen jeweils aus Hagens Partnerstadt Modi'in in Israel, aus Berlin und aus Altenhagen bringen gemeinsam ein Theaterstück auf die Bühne. Besser beschrieben: in die Halle. Denn alles wird später in einer alten Fabrikhalle der Firma Bandstahl Schulte in Hagen aufgeführt. „Zäune“, der Titel ist Programm. Es geht darum, die Zäune die uns innerhalb der Kulturen, Religionen und der Gesellschaften in denen wir leben beiseite zu schieben. Über den Tellerrand hinaus zu schauen, das „Andere“ zu erleben und zu akzeptieren. Vielleicht sogar am Ende festzustellen, dass wir doch alle gleich sind. Diese Erkundungen und Erfahrungen werden die Altenhagener Schülerinnen und Schüler bereits vor der Premiere von „Zäune“ machen, wenn sie gemeinsam hier in Hagen ab dem 24. Oktober proben werden. Sie freuen sich auf die „Christen“ aus Berlin und die „Juden“ aus Modi'in, die Altenhagener. Sie sind gespannt „wie die denn so sind“ und ob sie sie genau so akzeptieren werden, wie sie sie selbst akzeptieren. Eine spannende Sache für alle. Nicht zuletzt auch für das Publikum, das „Zäune“ dann endlich erleben darf. Aber bleiben wir hier erst einmal in Altenhagen: Hauptschule Altenhagen, was ist das für eine Schule? Wie erleben die Schülerinnen und Schüler ihre Schule? Warum machen sie freiwillig bei diesem Projekt mit? Haben sie sich das alles so vorgestellt? Haben sie bereits Lampenfieber?




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