Donnerstag, 4. November 2010

GdP-Vize Witthaut vor Castor-Transport: "Politik ist nicht dazu da, politische Ziele blind durchzusetzen" - Beamte als agent provocateur?


Stuttgart - Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Polizeigewerkschaft, Bernhard Witthaut, mahnt die Politik, Bürger intensiver an politischen Entscheidungen zu beteiligen statt in kaufzunehmen, dass die Polizei in Mithaftung für umstrittene Entscheidung genommen wird.
Am Tag vor den Massenprotesten gegen den laufenden Castor-Transport ins Atommüllzwischenlager Gorleben sagte Witthaut den Stuttgarter Nachrichten (Freitag): "Die Polizei ist 
nicht dazu da, politische Ziele blind durchzusetzen, die Bürger 
verhindern wollen. Wir werden in Mithaftung für politische 
Entscheidungen wie die Beendigung des Bau-Moratoriums genommen." Je 
mehr Leute friedlich demonstrierten, um so massiver werde das Signal 
an die Politik, dass Beteiligungsformen der Bürger viel intensiver 
genutzt werden müssen. "Die Bürger lassen sich nicht mehr gefallen, 
was die Politik schlichtweg verordnet."

   Die Bürgerbewegung habe durch den Protest gegen Stuttgart 21 einen
Impuls bekommen. Die Polizei richte ihre Einsatzstrategie auf eine 
breiter werdende Bürgerbewegung ein: "Uns geht es nicht darum, diesen
Castor-Transport in irgendeiner Weise ,reinzuprügeln'", sagt 
Witthaut, der den Castor-Einsatz in Niedersachsen über Jahren 
begleitet hat. Allerdings werde die Polizei verhindern, dass 
Unterspülungen vorgenommen, Gewalt angewendet wird oder andere 
Straftaten begangen werden.  Die Polizei habe den Auftrag, die 
Sicherheit des Transports zu gewährleisten, das Versammlungsrecht der
Demonstranten und die Menschen zu schützen und müsse sich selbst 
gegen Böller oder Querschläger von Autonomen sichern.

   Auf die Frage, ob die Aussage eines Polizeibeamten stimme, dass 
eingeschleuste vermummte Polizisten die Demonstranten aufmischten und
selbst Steine werfen, damit die Polizei wiederum schneller eingreifen
und die Kundgebung ganz auflösen könne, sagte Witthaut: "Wir haben 
mit dem Kollegen, der das behauptet hat gesprochen. Er beteuert, das 
so nie formuliert zu haben. Jetzt will ich nicht ausschließen - 
obwohl ich es mir nicht vorstellen kann -, dass es irgendwo Kollegen 
gibt, die aus welchen Gründen auch immer dort als agent provocateur 
auftreten." Dass "dieses Instrument bei diesem Castor-Transport 
eingesetzt wird, halte ich für völlig ausgeschlossen. " Er kenne die 
Kollegen dort sehr gut und habe sie gezielt gefragt. "Und alle haben 
mir, auch unter vier Augen, gesagt: Es gibt keinen Auftrag, keine 
Strategie so etwas zu tun."

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