Freitag, 12. November 2010

Bilanz-Experte Küting: Trotz guter Zahlen der Dax-Konzerne weiter Risiken

Saarbrücken - Karlheinz Küting, Leiter des Centrums für Bilanzierung und Prüfung in Saarbrücken und einer der führenden Bilanzexperten in Deutschland, hält die Erholung der Dax-Unternehmen in Deutschland zwar für solide, allerdings sieht er noch deutliche Risiken für die Realwirtschaft.
"Es ist kein Strohfeuer", sagte Küting der Saarbrücker Zeitung (Freitag-Ausgabe). "Unter anderem 
belegt die Tatsache, dass die Unternehmen wieder vermehrt Leute 
einstellen, dass sie von Dauer und Bestand ausgehen." Trotzdem dürfe 
man sich aber nicht in Sicherheit wiegen, denn die Unternehmen, das 
habe die Krise gezeigt, seien immer stärker von den wirtschaftlichen 
Rahmenbedingungen abhängig. Dazu zähle im Besonderen das Geschehen in
der Finanzwelt. "Es besteht die Gefahr, dass wieder eine 
Überdimensionierung des Finanzwesens stattfindet und dass von dort 
dann auch wieder eine Unsicherheit in die Realwirtschaft 
hineingetragen wird. Die Finanz- und die Realwirtschaft sind weit 
stärker verzahnt, als man das geglaubt hatte." Besonders in der 
Regulierung sieht Küting noch deutliche Defizite: "Die 
Rahmenbedingungen im Finanzwesen sind längst nicht so, wie sie sein 
müssten. Die Bankrisiken müssen weiter minimiert, die Sicherheit 
verstärkt werden. Und die Banken sollten sich auf ihr Kerngeschäft 
des Leihens und Verleihens von Geld konzentrieren." Als Lehre aus der
Krise zieht Küting, dass seine Skepsis gegenüber der so genannten 
Fair-Value-Bewertung in der Bilanzierung berechtigt war. "Diese Form 
der Bilanzierung war eindeutig ein Krisenkatalysator und ein 
Brandbeschleuniger." Küting hatte gemeinsam mit einer Gruppe von 
Saarbrücker Professoren verhindert, dass die Fair-Value-Bewertung 
über das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (Bilmog) auch noch auf den
Mittelstand ausgeweitet wird.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen