Saarbrücken - Karlheinz Küting, Leiter des Centrums für Bilanzierung und Prüfung in Saarbrücken und einer der führenden Bilanzexperten in Deutschland, hält die Erholung der Dax-Unternehmen in Deutschland zwar für solide, allerdings sieht er noch deutliche Risiken für die Realwirtschaft.
"Es ist kein Strohfeuer", sagte Küting der Saarbrücker Zeitung (Freitag-Ausgabe). "Unter anderem
belegt die Tatsache, dass die Unternehmen wieder vermehrt Leute
einstellen, dass sie von Dauer und Bestand ausgehen." Trotzdem dürfe
man sich aber nicht in Sicherheit wiegen, denn die Unternehmen, das
habe die Krise gezeigt, seien immer stärker von den wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen abhängig. Dazu zähle im Besonderen das Geschehen in
der Finanzwelt. "Es besteht die Gefahr, dass wieder eine
Überdimensionierung des Finanzwesens stattfindet und dass von dort
dann auch wieder eine Unsicherheit in die Realwirtschaft
hineingetragen wird. Die Finanz- und die Realwirtschaft sind weit
stärker verzahnt, als man das geglaubt hatte." Besonders in der
Regulierung sieht Küting noch deutliche Defizite: "Die
Rahmenbedingungen im Finanzwesen sind längst nicht so, wie sie sein
müssten. Die Bankrisiken müssen weiter minimiert, die Sicherheit
verstärkt werden. Und die Banken sollten sich auf ihr Kerngeschäft
des Leihens und Verleihens von Geld konzentrieren." Als Lehre aus der
Krise zieht Küting, dass seine Skepsis gegenüber der so genannten
Fair-Value-Bewertung in der Bilanzierung berechtigt war. "Diese Form
der Bilanzierung war eindeutig ein Krisenkatalysator und ein
Brandbeschleuniger." Küting hatte gemeinsam mit einer Gruppe von
Saarbrücker Professoren verhindert, dass die Fair-Value-Bewertung
über das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (Bilmog) auch noch auf den
Mittelstand ausgeweitet wird.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen