Sonntag, 14. November 2010

Fast wie im Fernsehen: Tolle Phoenix-Show gegen Oldenburg

Dieser triste Novembertag mit ergiebigen Regengüssen schien kaum die Zeit zu sein, um Basketball-Geschichte zu schreiben. Doch alles sollte anders kommen:
In der neuen Halle, die seit Freitag ENERVIE Arena im Sportpark Ischeland heißt, bot sich vor laufenden Kameras von SPORT1 eine gute Gelegenheit, einen Meilenstein in der noch jungen Geschichte von Phoenix Hagen zu präsentieren. Die Feuervögel überrannten die EWE Baskets Oldenburg mit 89:62 (52:16).

Hagens Trainer Ingo Freyer ist nicht unbedingt für seine Euphorie-Ausbrüche bekannt. Aber auch ihm fiel es schwer, an diesem Abend die Ruhe zu bewahren. „Ich kann kaum in Worte fassen, was hier heute passiert ist!“ Ganz einfach: Seine Mannschaft hatte gerade eben die EWE Baskets Oldenburg auf durchaus beeindruckende Art dominiert. Insbesondere in der ersten Hälfte präsentierten sich die Hagener dabei in einer prächtigen Verfassung.

Zygimantas Jonusas war nach seinem Muskelfaserriss wieder fit und stand in der Startformation. Der Litauer erzielte gleich die ersten vier Hagener Punkte und blieb über die gesamte Spielzeit eine tragende Säule. Die Stimmung unter den 2.823 Zuschauern war prächtig, denn die Energie, die in jeder Faser dieses Phoenix-Teams steckte, war praktisch greifbar. Bis zum 12:10 deutete alles auf eine enge Partie hin. Dann kam Mark Dorris, versenkte einen Dreier und gewann wenige Sekunden später einen Ball, den er zu einem Dreipunktspiel nutzte. Das hinterließ Eindruck bei den Oldenburgern, während Phoenix sich in einen bisher einzigartigen Rausch spielte.

Über ein 22:10 zur Viertelpause legten die Hagener eine zweiten Abschnitt hin, der sich kaum mehr toppen lässt. Mit 30:6 überrannten die Feuervögel die Gäste! Phoenix zeigte sich enorm präsent, ballsicher und reboundstark.
Aus einer beeindruckende Defensive fielen jetzt auch die Dreier: David Bell, Jacob Burtschi und Quentin Pryor veranstalten ein echtes Scheibenschießen und trafen zum 35:12 (14). Dem energiegeladenen Auftreten der Hagener konnten die Baskets in dieser Phase nichts entgegen setzen. So ging es mit dem denkwürdigen Halbzeitergebnis von 52:16 in die Kabine.

Nun gut, in Bonn hatten die Feuervögel einen 23-Punkte-Vorsprung noch verspielt. Aber 36 Punkte und dann noch in eigener Halle? Das geht doch nicht, oder? Nein, das geht nicht. Hagen spielte jetzt besonnen und ruhig – eine Tugend, die das Team im bisherigen Saisonverlauf bisweilen vermissen ließ. Oldenburg gestattete keine leichten Punkte mehr, Phoenix musste oft an die Freiwurflinie. Den Fans war es egal: Sie berauschten sich längst an dem unerwarteten und so prickelnden Spielverlauf und an sich selbst. Als der Heuboden „VIP-Block, aufstehen“ skandierte, ließen sich die BusinessClub-Gäste kein zweites Mal bitten. Bald stand die ganze Halle, schließlich hatte Matt Terwilliger gerade zum 73:35 getroffen (29.).

Die lautstarken Oldenburger Fans sammelten fleißig Sympathiepunkte für ihren Galgenhumor. Sie forderten ihr Team auf: „Wir wollen die 40 sehen!“ Das Hagener Publikum applaudierte anerkennend. Während Phoenix versuchte, die Partie mit Ruhe durchzubringen, punktete Oldenburg jetzt konstant. Die gute Laune in der ENERVIE Arena erhielt allerdings einen Dämpfer, als Edward Seward sich bei einer Verteidigungsaktion verletzte und in die Kabine gebracht werden musste. „Das sah nicht gut aus. Ich hoffe sehr, dass die Untersuchungen kein zu schlimmes Ergebnis bringen“, sorgt sich Ingo Freyer. Der Rest war dann wieder eine große Party: Standing Ovations in der Schlussminute und ein Dunking von Bernd Kruel nach schönem Zuspiel von Mark Dorris zum 89:62-Endstand krönten die tolle Leistung der Hagener.

Trainerstimmen:

Ingo Freyer: "Ich bin begeistert und kann das Spiel nur schwer in Worte fassen. Seit langer Zeit gab es in Hagen mal wieder ein TV-Spiel - und dann rufen wir so eine Leistung ab. Das war ohne Zweifel eines der besten Spiele, das Phoenix Hagen je gemacht hat. Ich bin zufrieden, dass wir die Partie nach der Pause kontrolliert gespielt haben, das war zuletzt nicht immer so. Hut ab vor Zygimantas Jonusas. Eigentlich möchte ich keinen Spieler herausheben, aber nach zehn Tagen ohne Training hat er uns sehr geholfen."

Predrag Krunic: "Gratulation an Hagen und seinen Trainer für ein tolles Spiel. Ein verdienter Sieg. Insbesondere vor der Pause war Hagen stark.
Unsere Defense hat nicht funktioniert. Wir haben zu viele leichte Punkte und zweite Chancen zugelassen. Offensiv haben wir nicht die besten Entscheidungen getroffen. Die zweite Halbzeit war dann besser, aber da war das Spiel schon vorbei."

Phoenix Hagen: Pryor (20/2), Dorris (19/1), Jonusas (16/1, 12 Reb.), Bell (11/2), Burtschi (10/2), Kruel (6, 9 Reb.), Terwilliger (5/1), Spohr (2), Seward, Schwarz.

Oldenburg: Stevic (14), Smith (11/1), Lukauskis (10/2), Paulding (10/2), McNaughton (7), Baynes (4, 8 Reb.), Campbell (4), Protic (2), Hain, Smeulders.

Stationen: 9:2 (5.), 22:10 (10.), 37:12 (15.), 52:16 (20.), 61:24 (25.),
73:37 (30.), 83:48 (35.), 89:62 (40.).

Zuschauer: 2.823

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