Montag, 1. November 2010

Im Notfall kein Notruf: Millionen Prepaid-Nutzer einfach abgeschaltet

Hamburg - Wer sein Prepaid-Handy zu wenig nutzt, wird einfach abgeschaltet. Was die wenigsten wissen:
Auch der Notruf 112 funktioniert dann nicht mehr. Das ARD-Wirtschaftsmagazin "Plusminus" 
hat bei den großen Anbietern Vodafone, Telekom, E-Plus und O2 eine 
Stichprobe gemacht und in deren Shops verdeckt Prepaid-Karten 
eingekauft. Mit einem erschreckendem Ergebnis: Keiner der Verkäufer 
wusste, dass der Notruf mit abgeschalteter Prepaid-Karte nicht mehr 
funktioniert. "Das ist eine Falschinformation. Die Mitarbeiter 
scheinen durchweg sehr mangelhaft geschult worden zu sein", so 
Verbraucherschützer Boris Wita von der Verbraucherzentrale 
Schleswig-Holstein. Denn seit vergangenem Jahr gibt es die 
gesetzliche Neuregelung, dass Notrufe nur noch mit aktiver Sim-Karte 
möglich sind.

   Das kann für Millionen Handy-Besitzer dramatische Folgen haben: 
Nach Recherchen von "Plusminus" (Sendung: Dienstag, 2. November, um 
21.50 Uhr im Ersten) deaktivierte die Telekom AG im ersten Halbjahr 
2010 rund 2,5 Millionen Prepaid-Karten, das Unternehmen Vodafone 
schaltete 1,5 Millionen Prepaid-Kunden im vergangenen Geschäftsjahr 
das Handy ab. Viele Nutzer hatten sogar noch Guthaben auf ihrer Karte
und wurden oftmals nicht über das Abschalten informiert. Auf 
Nachfrage von "Plusminus" rechtfertigten die Mobilfunkanbieter die 
Abschaltung mit dem hohen Verwaltungsaufwand von ungenutzten Karten. 
Es bestünde jedoch für alle Kunden die Möglichkeit, sich bei den 
entsprechenden Kundenbetreuungen genauestens über die 
Deaktivierungsfrist zu informieren.

   Die "Plusminus"-Stichprobe hat jedoch ergeben: Wer sich darüber 
Informationen in den Shops oder an den Kunden-Hotlines holt, wird 
häufig falsch beraten. Mitarbeiter wissen vielfach über die eigenen 
Abschaltungs-Regeln nicht Bescheid. Vor allem verwirrt Vodafone seine
Kunden: In drei verschiedenen Läden gab es drei verschiedene 
Auskünfte, nach welchem Zeitraum abgeschaltet wird. "Es ist ein 
völliges Hin und Her, ein völliges Chaos, der Verbraucher wird hier 
im Dunkeln gelassen, das ist völlig intransparent", kritisiert 
Verbraucherschützer Boris Wita die Verkaufsgespräche. Auch die 
Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Mobilfunk-Anbieter regeln nicht,
wie oft das Prepaid-Handy zu benutzen ist.

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