Sonntag, 21. November 2010

Verdienter Erfolg und dennoch nicht selbstverständlich: „KinderAufRuhr“ erhielt Landespreis

(Foto: Ralf Sondermann)
Bereits bei der Premiere des Projekts "KinderAufRuhr" war es förmlich vorauszusehen: Alles rund um das Projekt und nicht zuletzt sein Ergebnis ist preisverdächtig. Jetzt die freudige Gewißheit:
Die Oberlin-Schule aus Volmarstein und das lutzhagen haben für das hervorragende Projekt eine weitere  hohe Anerkennung ihrer künstlerischen Zusammenarbeit erhalten. Im Rahmen der Preisverleihung „Kultur prägt! Künstlerinnen und Künstler begegnen Kindern und Jugendlichen“ wurde der beeindruckende Dokumentarfilm „KinderAufRuhr“ des Filmemachers Edgar Schemmerling ausgezeichnet. Die namentliche Ehrung durch das Landesministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport erhielten die beiden Lehrerinnen und Initiatorinnen des Kunstprojektes, Carla Klimke und Klaudia König-Bullerjahn. Das lutzhagen wurde als Projektpartner und stellvertretend für die zahlreichen anderen beteiligten Künstler ausgezeichnet. Gemeinsam hatten sich die Beteiligten auf den Weg gemacht, mit den Kindern, die in allen Lebensbezügen einen hohen Unterstützungsbedarf haben, den Flussverlauf der Ruhr zu erkunden. Rund 130 Projekte hatte sich an dem Wettbewerb „Kultur prägt!“ beteiligt. Von der unabhängigen Jury wurden 15 Kunst- und Kulturprojekte ausgezeichnet, deren erfolgreichen Ideen und kreativen Ansätze andere Kulturschaffende und Bildungseinrichtungen zur Nachahmung motivieren sollen.


Zur Erinnerung hier unser Beitrag vom 24.05.2010:
>>Preisverdächtig: KinderAufRuhr

Es ist eine tolle Wortspielerei: KinderAufRuhr oder Kinder auf Ruhr


- das Filmprojekt der Klasse 1 a von der Volmarsteiner Oberlinschule in Kooperation mit dem theaterhagen, 
diversen Künstlern und der OGS der Grundschule Emst in Hagen, das am vergangenen Freitag vor einem großen und begeisterten Publikum seinen Abschluss fand.

Fast ein Jahr Arbeit steckt darin. Viele Menschen aus unterschiedlichen Bereichen haben daran mitgearbeitet und herausgekommen ist ein Meisterwerk.
Die Geschichte von neun kleinen Wassertröpfchen die die abenteuerliche Reise von der Ruhr-Quelle im Sauerland antreten, den Verlauf des Flusses und damit das Ruhrgebiet mit allen seinen Facetten, Landschaften und Menschen aus verschiedenen Perspektiven erleben, bis sie in den Rhein münden. Märchenhaft mit viel Fantasie und Recherche erdacht und geschrieben von der Lehrerin Klaudia König-Bullerjahn, liebevoll erzählt von Werner Hahn, musikalisch untermalt von hervorragenden Musikern und filmtechnisch festgehalten von Gisela und Edgar Schemmerling.
Märchenhaft, und doch ist es ein Film für kleine und große Menschen, die in „KinderAufRuhr“ eine Menge erfahren. Sie erleben viel aus dem und über das Ruhrgebiet. Sie erleben Ausflugsziele, die es unbedingt zu bereisen gilt, sie lernen eine Menge Ruhrgebietsgeschichte. Selbst der „eingeborene“ und eingefleischte Ruhrgebietler erlebt hier so manchen Aha-Effekt. Aber der Betrachter erlebt und lernt mehr.
Er erlebt, wie selbstverständlich schwerstbehinderte Kinder auf die Reise entlang der Ruhr gehen können, um mehr über die Region zu erfahren in der sie leben. Er lernt, wie selbstverständlich diese Kinder mit anderen, nicht behinderten, Kindern und Erwachsenen spielen, arbeiten und harmonieren können; wie sie ein Teil unserer Gesellschaft sind, so wie jeder von uns. Er erlebt, wie viel Freude diese jungen Menschen ausstrahlen und vermitteln können, wie viel sie in jedem Moment zurückgeben können und wie sie uns bereichern können.
Und damit ist den Projektleiterinnen Klaudia König-Bullerjahn und Carla Klimke eine hervorragende Symbiose gelungen: sie zeigen mit ihrer Idee und „ihren Kindern“ was alles möglich ist. Weg von Klischees und Vorurteilen. Sie nehmen die Kinder an die Hand und gehen hinaus. Und sie erreichen mit dem Film, dass wir alle unsere Region mit anderen Augen sehen. Behinderte sehen die Welt mit anderen Augen, aus anderen Perspektiven, aus denen es viele von uns in der Routine und Hektik der Zeit verlernt haben zu sehen. Diese Kinder erleben feinfühliger und filigraner, nicht hektisch und mit dem Tunnelblick der gehetzten Erwachsenen.
Und von daher ist es verständlich, dass durch diesen Film innerhalb einer Stunde die Augen geöffnet werden, der trotzdem eine ungeheure Ruhe und Harmonie ausstrahlt und gerne zum Relaxen einlädt.
Und wer da nun denkt es sei schön, dass es Menschen wie Werner Hahn und die anderen Theatermenschen gibt, die diese Kinder am „normalen“ Leben teilhaben lassen, dem sei wiederum empfohlen, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. Wer die Kinder erlebt und den Film gesehen hat, der stellt schnell fest: nicht wir lassen die Kinder aus der Oberlinschule an unserem Leben teilnehmen. Sie, die Kinder, sind es, die uns an ihrem Leben, an ihren Abenteuern teilhaben lassen. Eine herzliche Einladung in das Abenteuerland, die man nicht ausschlagen sollte, denn sie kann unendlich reich machen.
Fast ein Jahr lang haben alle über die verschiedenen Jahreszeiten fleißig an Momenten gesammelt, um „KinderAufRuhr“ nun fertig zu präsentieren. Rechtzeitig und passend zur Kulturhauptstadt 2010, für die „KinderAufRuhr“ ein ganz besonderer, unverzichtbarer Beitrag ist. Er ist ein Stück Kunst und Kultur aus der Region, von und mit ganz besonderen Menschen aus der Region, für alle die unsere Region erleben und begreifen wollen. Etwas, das 100 % von hier ist, offen, ehrlich und ohne viel Schickschnack, so wie man oft auch die Menschen in der Region beschreibt. Und es ist „KinderAufRuhr“ zu wünschen, dass er wie die neun Wassertröpfchen von der Quelle der Premiere schnell seinen Weg in die Welt findet.
Zwei Vorführungen gibt es noch im lutzhagen geben, die mit Liveacts und vielen Überaschungen während des Films einladen. Darüber hinaus kann der Film mit einem aufwändig gestalteten Booklet beim theaterhagen und bei der Oberlinschule bezogen werden. Ein hervoragendes und wirklich zu empfehlendes Geschenk.
Bereits 2009 erhielt ein ähnliches Projekt, „Beinahe Peter und der Wolf“, zwischen Oberlinschule und theaterhagen den „junge ohren preis 2009 und den Sonderpreis für medial gestützte Musikvermittlung der Landesanstalt für Medien NRW. „KinderAufRuhr“ ist wiederum preisverdächtig. Davon will Lutz-Vater Werner Hahn aber nichts hören. In keiner Weise habe man an den Hintergrund gedacht, mit dem Projekt wieder einen Preis zu erzielen. Im Mittelpunkt stehen diese jungen Menschen und deren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Wobei auch Werner Hahn die Feststellung macht, dass die behinderten Schülerinnen und Schüler die Gesellschaft an ihrem Leben teilnehmen lassen.
Drücken wir also den Früchten des Projekts „KinderAufRuhr“ die Daumen auf dem Weg zu möglichst vielen Menschen. Glück auf!
Radio58 | Hans Leicher.<<
Mehr dazu in der kommenden Woche in einer ausführlichen Sendung "PunktKultU(h)r hier bei Radio58. (Bitte beachten sie die Programmhinweise.)

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