Donnerstag, 16. Dezember 2010

Hunderte Lichter für ein lebenswertes Hagen vor dem Rathaus an der Volme

(Hans Leicher.) Sie war friedlich, aber keineswegs still: die Kundgebung des Bündnis "Aufstehen für Hagen" die am Mittwoch um 16:30 Uhr vor dem Hagener Theater mit einem bunten und - für viele Menschen - einprägsamen Programm begann.
Hunderte Lichter für ein lebenswertes Hagen vor dem Rathaus an der Volme
Für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine kleine bewundernswerte, mit Lob bedachte aber auch mit einigen scherzhaften Bemerkungen bedachte Geste: Hagens Oberbürgermeister Jörg Dehm persönlich war - zumindest zum Beginn der Veranstaltung - anwesend. "Sie wollen doch wohl nicht gegen ihr eigenes Sparkonzept demonstrieren", ein Satz der nach mehrmaliger Wiederholung seinen Witz gegenüber dem Ersten Bürger der Stadt verlor. Sicherlich war er nicht deshalb persönlich bei der Kundgebung erklärt der OB im Radio58-Interview, aber dennoch zeigte er damit Interesse und einen Teil des eigenen Verständisses gegenüber den protestierenden Bürgerinnen und Bürgern. Sicherlich habe er Verständnis dafür, dass es unterschiedliche Interessen und unterschiedliche Meinungen gebe, erklärt Jörg Dehm im Interview. Zudem fände er es gut, dass die Bürgerinnen und Bürger sich für ihre Stadt stark machen. Auf die Frage, mit welcher Prognose er auf die so wichtige Ratsitzung an diesem Donnerstag und mit der damit verbundenen Verabschiedung des Hagener Haushalts-Sicherungs-Konzepts (HSK) sehe, antwortet der OB nicht mit der regimentführenden und Alternativen ausschließenden Konsequenzantwort zumindest einiger seiner Amtvorgänger: Er hoffe, dass zumindest viele wichtige Punkte an diesem Donnerstag ihren Beschluss finden würden und - so sinngemäß - das Paket nicht zu sehr verzettelt würde.
Manche Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kundgebung an diesem Mittwoch und so die Vertreterinnen und Vertreter des Bündnisses "Aufstehen für Hagen" hätten sich gerne auch die Anwesenheit des OB bei den von hochkarätigen und kompetenten, weitestgehend neutralen, Referentinnen und Referenten unterstützten drei "Alternativen Bürgerversammlungen" des Bündnisses im Hagener Kegel-Kassino gewünscht. Die hinsichtlich der vielen Prognosen, Erfahrungsberichte und fundierten Widerlegungen gegen die Sinnhaftigkeit und der positiven Wirksamkeit des derzeitig vor dem Beschluss stehenden "HSK" warnten. Jörg Dehm hätte mit seiner Präsenz und vielleicht der einen oder anderen Stellungnahme zu den Inhalten der jeweiligen "Alternativen Bürgerversammlungen" von einigen Menschen unerwartete Pluspunkte sammeln können. Die Gründe, warum er diesen fern blieb obliegen aber seinen eigenen Entscheidungen.
Für die Organisatorinnen und Organisatoren kann die Kundgebung an diesem Mittwoch jedoch, von aussen und für Hagener Verhältnisse betrachtet, nur als Erfolg gewertet werden. Nach Einschätzung der Polizei waren es rund 1.000 Menschen, die sich zwischen 16:30 Uhr und 17:00 Uhr auf dem Theatervorplatz versammelten, während hier nach einer kurzen Begrüßung den DGB-Kreisvorsitzenden Jochen Marquardt die Hagener Formation "Sinnflut" die Zeit auf die weiteren Akts verkürzte.
Sicherlich hätten sich die Organisatoren noch mehr Teilnehmer gewünscht. Ob die frostigen Verhältnisse an diesem Mittwoch bei ca. -3 Grad einige Menschen abgeschreckt hatten, darüber kann nur orakelt werden.
Tausend Menschen die in kürzester Zeit mit den Songs der Band regelrecht mitzogen, selbst als es zum Ende des Gigs einen Ton- und Lichtausfall gab - es wurde weiter gesungen und die Jungs auf dem geliehenen LKW-Auflieger einer Hagener Fahrschule hätten sich noch weiter in Hagener Herzen rocken können, wenn nicht ein straffes Programm anstand: der Weihnachtsmann, der die Adventszeit zu einigen besinnlichen und warnenden Versen nutzte. Dann Till Eulenspiegel (alias Werner Hahn) der in gewohnt tief eindringender dramaturgischer Leistung den Politikern und Bürgern der Stadt einiges einprägte, Dinge offenlegte, so manches zu bedeken gab, von denen viele gerne noch mehr gehört hätten (Ankündigung von Ex-Theaterintendant Peter Pietsch: "Wir verraten noch nicht, wer sich dahinter verbirgt, aber es ein Mensch den ihr liebt..."). Kinder aus den Hagener KiTas brachten mit ihren Erzieherinnen einen nicht unerheblichen Gesangsbeitrag mit einer langen Kette aus gebastelten und beschrifteten Sternen und zum Abschluss eine beeindruckende Feuerjonglage die den Beifall des Publikums nicht suchen musste und zumindest den Teilnehmenden in den vorderen Reihen bei den Minusgraden etwas an Wärme verschaffte. Ein - für Hagen - beeindruckendes Programm mit einem Publikum, das sich gerne beeindrucken ließ und selbst durch die Vielzahl der teilnhemenden Menschen jeden Alters beeindruckte.
Die Discounter und Ein-Euro-Shops profitierten nicht zuletzt von der Veranstaltung, hatten die Organisatoren doch dazu aufgerufen, rote, windfeste Kerzen mit zu bringen. "Was ist hier denn heute los", fragt uns den Filialleiterin eines Discounters in der Fußgängzone. Der Umsatz an Grablichtern sprang an diesem Mittwoch in die Höhe; und das nach dem Totensonntag. Die, die Grablichter, sammelten sich dann am Mittwochabend zur Abschlußkundgebung vor dem Hagener Rathaus an der Volme auf einem viele Meter langen Tuch, das mit dem Wort "Zukunft" beschriftet war. Zuvor war es noch der Banner am Anfang einer schier endlos scheinenden Menschkette, angeführt (neben der Polizei, die sogar störende Werbeschilder auf der Hagener Fußgängerzone beiseite räumte) vom Weihnachtsmann. Über die Elberfelder Straße, Mittelstraße und die Rathausstraße ging es schließlich zum Rathaus an der Volme. Ratsmitglieder waren jedoch hier nicht anzutreffen. Die befanden sich mittlerweile in einem ökumenischen Gottesdienst, bekamen jedoch dann später noch Besuch von den teilnehmenden Kindern. Ein eigens angemieteter Bus brachte die Hagener Kids zur Kirche, damit der Nachwuchs der Stadt den Ratsmitgliedern die Sterne und ihre Forderungen überbringen konnten.
Zum Abschluss stand ein Lichtermeer vor dem Hagener Rathaus. Es soll den Hagener Ratsmitgliedern vor der wichtigen Ratsitzung an diesem Donnerstag einige Lichter aufgehen lassen und sie zum Nachdenken über ihre Entscheidungen für die Zukunft der Stadt anregen. Bis zum Nachmittag werden einige Lichter verblasst sein. Nicht verblasst sein wird bestimmt lange die Erinnerung der Menschen die an dieser Kundgebung teilgenommen haben. Auch nicht den jüngsten Hagener Bürgern.
Nicht verblassen werden nach Auskunft des DGB-Kreisvorsitzenden Jochen Marquardt aber auch die Aktivitäten des Bündnisses "Aufstehen für Hagen" und der Widerstand des Hagener Bürgerinnen und Bürger gegen die Entscheidungen des Hagener Rats, die nach Auffassung der Hagener Bürger nicht tragbar sind.

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